Seit Montag das Samsung Mobiler Projekt offiziell gestartet ist, befasse ich mich in meinen freien Minuten natürlich ständig mit mobilen Endgeräten, frage meine Freunde nach ihren Wünschen und Erfahrungen und versuche herauszufinden, wie man Smartphones besser machen kann und welche Rolle sie in Zukunft spielen werden.
Wenn ich mir die ganze Geschichte von mobilen Geräten durch den Kopf gehen lasse, dann würde ich sagen, dass das erste mobile Endgerät der Walkman war – also Musik abspielen unterwegs der erste Use Case. Dann kamen die Handys – telefonieren. Als nächstes konnten die Handys Textnachrichten verschicken. Dann wurde die Kamera integriert und man kann mit seinem Handy unterwegs fotografieren. Damit einher ging die MMS. Und schließlich kam das Internet auf dem Handy an.
Musik, Telefon, Textnachrichten, Kamera, Internet, GPS… Diese Dinge habe ich auf einem einzigen Gerät integriert. Nachdem Samsung über uns Mobiler herausfinden möchte, was die Menschen da draußen von ihren Smartphones erwarten, überlege ich nun, was der nächste Schritt für das Handy sein kann und wie das Gerät der Zukunft aussehen soll:
These 1:
Es kommt nicht auf die Technologie an, sondern auf die nahtlose Integration in den bestehenden Alltag der Nutzer.
Bisher habe ich nur wenige meiner Bekannten und Freunde interviewt, aber eines habe ich bisher von vielen gehört: Sinngemäß: “ja eigentlich bin ich ganz zufrieden. Nö, Wünsche habe ich eigentlich keine. Nö, Internet benutze ich eigentlich nicht auf dem Handy. Na gut, manchmal E-Mails abrufen. Aber eigentlich fände ich das schon interessant.”
Bekanntes Phänomen: Wenn man die Leute fragt, dann kommt heraus, dass sie mit dem was sie haben, ganz zufrieden sind. Wenn ich Ihnen dann aber zeige, was möglich ist und wozu sie ihr Handy nutzen könnten, dann ist es aber schon interessant für sie. Sie hatten vorher schlichtweg keine Ahnung, dass diese Dinge überhaupt funktionieren. Oder sie wussten, dass es geht, hatten aber Scheu davor, es zu benutzen, weil sie es für kompliziert hielten, nicht den richtigen Tarif dafür hatten etc.
Ein Beispiel, das dies ganz schön illustriert: Vor einiger Zeit hat Skype meines Wissens nach eine Möglichkeit zum Desktop Sharing integriert. Dies wurde bei uns in der Agentur vorgestellt und viele waren hellauf begeistert, von der Möglichkeit, diese Funktion jetzt häufiger zu benutzen. Desktop-Sharing ist keine neue Technologie. Und ich arbeite in einer Internetagentur, für meine Kollegen sollte es kein Problem darstellen diese Technik zu benutzen. Und ja man weiß, da gibt es so ein Programm, aber das verwendet man so selten, dann muss man sich das erst anschauen und testen und dann, naja, vielleicht mailt man die zu besprechende Datei einfach rüber und dann klappt das ja auch. Aber mit der Integration in Skype ist es plötzlich ganz einfach in meinem Alltag, in einem Tool, das ich fast täglich benutze angekommen.
Sprich: Vielleicht müssen sich Smartphone Hersteller weniger Gedanken um die technischen Innovationen machen (die aber auch wichtig und notwendig sind!), sondern darum, wie man diese in den Alltag der Nutzer integrieren kann. Das sehe ich vorrangig als eine Aufgabe für die Samsung Mob!lers.
These 2:
Das mobile Endgerät der Zukunft wird den Hauptzweck haben, Informationen sichtbar zu machen. Alles andere kann als Applikation hinzugefügt werden.
Bisher haben wir Telefone, die verschiedene andere Aufgaben (s.o.) übernehmen können. Aber wird in Zukunft das Telefonieren noch im Vordergrund stehen? Ich könnte mir folgendes Szenario vorstellen: Ich habe mein mobiles Endgerät – meinen Personal Assistant oder Companion – immer dabei. Dieses Gerät hilft mir, für mich wichtige Informationen in meiner Umgebung sichtbar zu machen. Mein Kalender zeigt einen Termin? Über meinen Companion finde ich die nächste Zugverbindung heraus, ich lade direkt ein Ticket herunter, die dafür wichtigen Dateien werden geladen. Das alles ist keine Zukunftsmusik, das geht heute schon. Telefonieren ist nur noch eine Applikation auf dem Companion, aber steht nicht mehr im Vordergrund. Wenn ich auf diese Option verzichten möchte, dann lösche ich sie einfach.
Das wäre ein entscheidender Shift in unserem mentalen Modell, aber von einer heute schon möglichen Nutzung bewegen wir uns gar nicht weit weg.
These 3:
Die Art und Weise wie wir in Zukunft mobil sein werden, beeinflusst unsere mobile Kommunikation
Klingt eigentlich ziemlich logisch. Ein Beispiel: Haben wir in Zukunft noch einen festen Arbeitsplatz im Büro oder arbeiten wir von zuhause, von unterwegs, aus dem Café oder an anderen Plätzen? Vielleicht möchte ich dann mein Smartphone direkt an einen Beamer anschließen und dann direkt präsentieren. Oder ich möchte unterwegs eine Präsentation oder ein Excel-Sheet ansehen, Kleinigkeiten bearbeiten und Ausschnitte daraus meinem Mitreisenden zeigen.
Das was für das Berufliche gilt, gilt ebenso für unser Privatleben. Leben wir in unmittelbarer Reichweite von Familie und Freunden, oder weiter weg, vielleicht auch im Ausland. Dann könnte Voice over IP oder Instant Messaging über mein Smartphone wichtig sein. So kann ich einfach von unterwegs mit Menschen auf einem anderen Kontinent in Kontakt bleiben. Direkte Telefongespräche sind für diesen Use Case aktuell häufig noch zu teuer.
Bisher stelle ich fest, dass ein Smartphone zukünftig viele Aufgaben übernimmt, die heute mein Laptop hat. Auf der anderen Seite hat der Laptop hier natürlich einen Größenvorteil, denn längeres Arbeiten auf einem Smartphone-Display ist schwierig. Aber vielleicht nähern sich die beiden Geräte noch aneinander an und treffen sich schließlich in der Mitte auf Tablet-Größe?
These 4:
Augmented Reality Anwendungen und location-based Services werden zukünftig eine größere Rolle spielen
Das nehme ich jetzt einmal dazu, nachdem Christoph so schöne Beispiele in den Kommentaren erwähnt hat. Man kann hier in Deutschland meines Erachtens nach noch nicht von Hype sprechen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass viele Applikationen in einigen Monaten richtig fliegen werden. Denn hier bringt mir mein Smartphone plötzlich richtig nützliche Informationen, zu denen ich anders keinen oder nur über Umwege Zugang hat. Es macht mir, wenn ich unterwegs bin, Informationen sichtbar. Die Tatsache das Uhr, GPS-Daten, Kamera und Internet in einem Gerät vereint sind, eröffnet hier viele neue Möglichkeiten. Bisher habe ich noch keine gute Augmented Reality App gefunden, die auch die Kamera richtig einbindet – also so wie das Reiseführer-Beispiel. Alle Apps, die ich getestet habe würde ich eher als location-based einordnen. Aber ich denke, dass sich das bald ändern wird und bin schon ziemlich gespannt.
Hey Sabine,
Interessante Ideen, mit denen ich voellig uebereinstimme.
Das Telefonieren selber steht bei mir in der Tat nicht im Vordergrund, aber gleichzeitig koennte ich mir nicht vorstellen, dass diese Funktion ganz verschwindet. Synchrone Kommunikation wird auch weiterhin wichtig bleiben. Mein iPhone benutze ich vor allem fuer die Uhrzeit, das Lesen (nicht Schreiben) von Emails, Twitter, als Navigationsgeraet, zur Unterhaltung (Musik, Schach, Ebooks), aber auch fuer den Sport (z.B. Runkeeper).
Hier in den USA gibt es schon viele der Anwendungen, die einem das Leben erleichtern koennen: Pizza bestellen mit dem iPhone, Kinotickets kaufen, Autos aufschliessen mit dem iPhone, welche Kinos, Geschaefte etc. um mich herum sind.
Ueberhaupt sind location-based services hier der Renner und werden meines Erachtens die Zukunft sein (wahrscheinlich wie auch AR).
AR ist interessant. Use Case: Wenn ich z.B. nach Rom fliege, brauche ich keinen Reisefuehrer mehr. Ich koennte einfach meine Kamera auf ein Gebaeude halten. Sofort bekomme ich geschichtliche/touristische Informationen ueber das Gebaeude, ganz so wie im Reisefuehrer. Das gleiche gilt natuerlich fuer Restaurants, Clubs etc.
Die Zukunft ist Mobile – keine Frage. Bin gespannt, mit welchen Innovationen eurer Projekt zu Tage foerdert.
Christoph