Ein Projekt, das mich das vergangene Jahr stark beschäftigt hat, ist endlich fertig: Die Digital Maturity & Transformation Studie, welche wir zusammen mit der Crosswalk AG letztes Jahr zum ersten Mal durchgeführt hatten, ist nun veröffentlicht. Der vollständige Studienreport kann auf der Seite von Crosswalk nach Registrierung kostenlos heruntergeladen werden. Die Ergebnisse finde ich recht spannend, denn sie unterscheiden sich teilweise von denen im letzten Jahr.
Die wichtigsten Erkenntnisse
- Grosse Unternehmen haben aufgeholt: Während im vergangenen Jahr Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitenden die höchsten Reifegrade erreichten, weisen grosse Unternehmen nun durchschnittlich die besten Werte auf.
- Die digitale Transformation ist definitiv im Bewusstsein des Managements angekommen: Zwei Drittel der Befragungsteilnehmer sind auf Geschäftsleitungs- oder Abteilungsleiterstufe tätig.
- Unternehmen aus der Kommunikations- und Informationsbranche sind am besten gerüstet – die Industrie hat weiterhin Aufholbedarf: Unternehmen aus der verarbeitenden Industrie erreichen wie im Vorjahr nur niedrige Reifegrade.
- Die Themen Prozessdigitalisierung und Customer Experience erhalten noch wenig Aufmerksamkeit: Die Reifegrade bei diesen Themen sind die niedrigsten der gesamten Untersuchung.
- Digital reife Unternehmen beurteilen die Erreichung wirtschaftlicher Ziele positiv: Teilnehmer aus Unternehmen mit einem hohen Reifegrad zeigen sich bei der Einschätzung des Erfolgs der digitalen Transformation deutlich positiver als Umfrageteilnehmer von digital wenig reifen Firmen.
Diese ersten Ergebnisse habe ich gestern bei einem Networking Anlass mit Partnern und Studienteilnehmern in Zürich präsentieren dürfen:

Photo: Milos Radovic (@milosradovic)
Einordnung der Ergebnisse
Ich persönlich sehe die quantitativen Ergebnisse der Umfrage als eine gute Ergänzung zu meiner ansonsten sehr qualitativ orientierten Forschung in der Dissertation. Allerdings zeigt der Austausch mit Praktikern, dass – anders als anfangs vermutet – das Reifegradergebnis und der Vergleich mit anderen Unternehmen aus der gleichen Branche nicht der entscheidende Mehrwert ist. Viel wichtiger ist die Beschäftigung mit dem Fragebogen, was in Unternehmen oft ein Auslöser für weitere Diskussionen ist und eine gemeinsame Gesprächsgrundlage schafft.
Im akademischen Bereich ist ohnehin die Verwendung von Reifegradmodellen umstritten, was ich in diversen Doktorandenseminaren leidvoll erfahren lernen durfte. Denn was bedeutet “Reife” eigentlich? Macht es Unternehmen erfolgreicher und besteht dort ein kausaler Zusammenhang? Daher sehe auch ich die Zahl, die am Ende herauskommt, eher als Nebensache an. Nicht jedes Unternehmen muss disruptiv sein, sondern für sich den richtigen Grad an Digitalisierung herausfinden. Wenn die Beschäftigung mit unserem Fragebogen bei diesem Prozess gute Denkanstösse liefern und hilft, das Phänomen der digitalen Transformation besser zu verstehen, dann ist mein Ziel mit dieser Studie erreicht.