Ich gehöre wohl zu den Leuten, die als Google+ herauskam bei den ersten Einladungen zur Beta Phase Schlange standen, es dann drei Tage lang ausprobierten und dann vergaßen. Bis ich dann vor kurzem Gelegenheit hatte, mich mal wieder ein wenig mit dem Thema zu befassen und ich überrascht war, wie sich Google+ anscheinend in der Zwischenzeit positioniert hatte und welche Use Cases sich herausgebildet haben.
Kein Social Network
Google+ wird stets mit Facebook verglichen und auf den ersten Blick haben beide Plattformen einiges gemeinsam. Aber im Gegensatz zu Facebook ist Google+ keine zentrale Anlaufstelle im Netz, sondern bildet eher die Social Funktion für andere Google Produkte, z.B. Google Maps. Somit wird Google+ häufig als Social Layer bezeichnet.
Martin Shervington erklärt es im folgenden Video ganz gut – “Google+ is Google”.
Wie bei allen Funktionen die einen Mehrwert aufgrund von sozialer Interaktion versprechen, macht dies natürlich erst einen Unterschied wenn der User aktiver ist und Freunde und Content hinzufügt. Hier sehe ich das Problem, denn aktuell scheint mir die Aktivität bei den meisten Usern auf Google+ zu gering, um hier einen zentralen Vorteil zu schaffen.
Tools
Mit Google+ Hangouts hat Google ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Im Gegensatz zu Skype sind Gruppenvideokonversationen hier kostenlos. Auch die Live Übertragung und Aufzeichnung von Hangouts ist möglich. Hier gibt es vor allem für Marken und Firmen viel Potential. Eines der ersten Beispiele, auf das ich aufmerksam wurde war ein Sky Hangout mit Jens Lehmann und verschiedenen Journalisten. Aber auch für Fans, Gesprächsrunden oder Tutorial Sessions können sich hiermit durchführen lassen. Bei vielen Medienformaten wird dies bereits so verwendet.
Auf diese Weise kann ich mir schon vorstellen, dass Hangouts ihre Nische finden und sich sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Kontext verwenden lassen.
Und siehe da – bevor ich diesen Gedanken zu Ende gedacht habe, hat Google letzte Woche genauso einen Service veröffentlich: die Helpouts. Hier können sich Nutzer gegen Bezahlung in Echtzeit Video-Hilfe von Experten holen. Da in der Vergangenheit ein Trend hin zu Frage-Antwort Communities zu beobachten war, z.B. über Services wie Quora oder gutefrage.net, bin ich gespannt, wie sich dieser Service entwickeln wird.
Fokus auf Themen
Im Gegensatz zu Facebook, dass sich auf den Austausch mit bereits bekannten Freunden konzentriert, scheint Google+ eher dafür genutzt zu werden, mit bisher unbekannten Usern sich zu verschiedenen Themen zu verbinden. Beispielsweise über die Google+ Communities oder auch über die Einführung der von Twitter bekannten Hashtags in der Timeline. Gerade weil Google+ Communities noch nicht von der breiten Masse der Menschen benutzt wird, scheint die Qualität der Diskussionen höher zu sein. Mir selbst ist auf meiner eigenen Timeline auch aufgefallen, dass die Länge der Beiträge im Vergleich zu Facebook höher ist und sich zu einem Post tendenziell eher längere Diskussionen, fast wie in einem Forum, entwickeln.
Weitere interessante Links zum Weiterlesen:
Martin Shervintons Website ist eine tolle Resource für alles zu Google+
Complete User Guide: Google+ Pages for business and brands
Google’s Vic Gundotra on Google +
For the last time, let’s all say it together: “Google+ is NOT a Social Network”